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Mittlerweile sind fast zwei
Jahre ins Land gezogen, als sich an unserem braven "Mädchen für
alles" ein Kesselschaden ereignete. Die Sache ist eher harmlos, aber leider
nicht ohne Demontage des Kessels zu reparieren. Da also der Kessel vom Fahrwerk
getrennt werden musste, entschlossen wir uns, gleichzeitig eine gründliche
Überprüfung diverser Baugruppen, an die man sonst nur schwer
herankommt, vorzunehmen.
Da ich meinem Versprechen, über
die Reparatur nichts mehr zu berichten, nicht untreu werden will, gleichzeitig
aber der eine oder andere sicherlich wissen möchte, was tut sich mit
der Lok, will ich mal über etwas berichten, was dem Laien eigentlich
immer verborgen bleibt: Das Vermessen der Lokomotive.
Am Beispiel der Vermessung
der Kreuzkopfgleitbahn will ich mal die allgemeinen Vorgänge zeigen.
Erwartet jetzt bitte keinen hochwissenschaftlichen Aufsatz oder einen minutiös
geschilderten Ablauf. Es soll so einfach wie möglich und für
Laien verständlich berichtet werden.
Zunächst
müssen wir uns einen nackten Lokomotivrahmen vorstellen. Also da ist
alles bis auf die Zylinder abgebaut. So Kleinigkeiten wie Halter für
Bremshängeeisen, Achslagerstellkeile und Achslagergabelstege sind natürlich
angebaut. Für einige Vermessungsarbeiten ist das sogar eine Bedingung,
aber davon reden wir jetzt nicht. Jetzt müssen wir uns den Rahmen
horizontal und vertikal ausgerichtet denken. Also alle Teile stehen im 90°-
oder 180°-Winkel zum Horizont. Somit ergeben sich folgende Mittellinien: |
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Für unsere Betrachtung
ist die grüne Linie bzw. Fläche von Bedeutung. Sie teilt den
Rahmen in der Längsrichtung in zwei Teile. Diese sogenannte L-Linie
auch als L-Ebene bezeichnet ist der Grundbezug für alle Vermessungen.
Schaut man sich den Lokrahmen mal genauer an, so sieht man an verschiedenen
Stellen Körnermarken, die sich allesamt von dieser Ebene ableiten.
Wie erhält man nun
diese L-Ebene? Man kann natürlich den Rahmen vorne und hinten in der
Breite ausmessen und dann alles halbieren, das Lot fällen und von
diesem Punkt rechtwinklig... Es wurde früher mal so umständlich
gearbeitet. Es geht heute schneller und vor allem ohne die Hilfe sogenannter
Kettenmaße. Kettenmaß was ist das? Nun, man kann eine Länge
in einem messen, oder mit mehreren Schritten. Stellen wir uns zwei Punkte,
etwa einen Meter entfernt, vor. Mit einem "Zollstock", der Fachmann sagt dazu
Gliedermaßstab, kann ich diese Entfernung in einem messen. Das Ding
ist im Normalfall 2 Meter lang. Habe ich aber nur ein abgebrochenes Stück
von etwa 10 Zentimeter Länge? Damit kann ich auch messen. Ich muss eben nur
in kleinen Stücken meine Einzelmessungen addieren. So etwas nennt man
Kettenmaße bilden. Was die genauere Methode ist, kann man sich ja
denken.
Wir wollen also mit einem
einfachen Verfahren die Rahmenmitte ermitteln. Und was ist einfacher als
anpeilen? Man braucht keine Messschnur, kein Lot, kein langwieriges Vermitteln
einer vertikalen oder horizontalen Mitte. Man braucht nur ein optisches Gerät.
Und nun, oh Wunder, es befindet sich ein solches Teil in unserem Fundus. Es ist
ein Fernrohr, aber kein gewöhnliches. Aufgrund seiner Anwendung nennt
man es Zylinderfernrohr.
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Um es benutzen zu können,
muß man allerdings einige Vorarbeiten leisten. Der Zylinder ist vorne
zu öffnen und der Kolben wird ausgebaut. Schaut man nach den
Kolbenringen, so wird man diese Arbeit wohl oder übel machen müssen.
Also warum sollte man nun nicht das Angenehme mit dem Nützlichen
verbinden. Dieses Fernrohr wird in Längsrichtung exakt in der Mitte
des Zylinders justiert. Dazu wird das Fernrohr mittels zweier sogenannter
Zentriersterne einmal am Zylinderanfang und im hinteren Deckel eingerichtet.
Auf dem oberen Bild sieht man in Bildmitte den vorderen Zentrierstern und eine von drei Spitzen ganz deutlich.
Am Okular auf altdeutsch
Einblick wird nun solange gedreht, bis das Fadenkreuz ganz scharf erscheint.
Damit hat man das Fernrohr auf die individuelle Sehstärke des
Betrachters eingestellt.
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Auf diesem Bild ist der
Kreuzkopf noch angebaut. Für die weiteren Arbeiten ist es natürlich
erforderlich, dass man ihn entfernt, wir wollen ja die Gleitbahnlage vermessen.
Und das Fadenkreuz könnte ja auch verstellt sein. Bei einigen
Messungen wird es auch bewusst so gemacht und deshalb wird nun mit der rechten
und unteren Rändelschraube das Fadenkreuz auf "Null" gebracht. Nun ist
der Strahlengang des Fernrohrs und das Fadenkreuz zentrisch.
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Übrigens man
könnte schon jetzt vermuten, dass die Lage richtig ist, denn die
Öffnung für die Kolbenstange befindet sich in der Mitte des
Fadenkreuzes. Aber wir wollen es ja genau wissen. Also wird nun weiter
vermessen. Von dieser Ausgangsstellung kann man jetzt ganz einfach unendlich viele Parallen zur L-Ebene bilden und alle erdenklichen Punkte aufmessen.
Damit will ich mich aber nicht weiter beschäftigen. Die Fragestellung lautete doch, ist die Kreuzkopfgleitbahn parallel
zur Zylinderachse? Um ganz korrekt zu sein muß man von der
Zylinderistachse sprechen. Wir stellen fest, es gibt noch mehr Achsen als
Treib-, Kuppel- und Laufachsen ;-) . Jetzt kommt ein besonderes Teil ins Spiel,
dass man Kollimator nennt. Die Gleitbahn ist nämlich ein relativ kurzes Bauteil und um
seine Lage exakt bestimmen zu können, ist das Teil sogar viel zu kurz.
Die Gleitbahn müsste mindestens 10 m lang sein, dann könnte
man vielleicht mit bloßem Auge Abweichungen von der Zylinderistachse
erkennen. Aber auch nur dann, wenn sie über das erlaubte Maß
von 1,5 mm auf einer Länge von 1000 mm hinausgehen. Also muß
mittels eines optischen Tricks die Gleitbahn künstlich
verlängert werden und das macht der Kollimator. Der Kollimator ist
eine Lichtquelle mit zwei Strichplatten, die durch ein optisches System scheinbar
unterschiedliche Entfernungen haben. In Wirklichkeit sind sie nur wenige
Zentimeter von einander entfernt. Mit einer besonderen Halterung wird der
Kollimator an der Gleitbahn rechtwinklig befestigt.
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| Man erkennt am Träger die geschliffenen Backen. Sind die Maße der Gleitbahn und die der Zylindersollachse bekannt, kann
man mittels Beilagen, man spricht von Endmaßen, den Kollimator exakt
auf die Höhe der Sollachse ausrichten. Im nächsten Bild sind
diese Beilagen wie sie für die P8 erforderlich sind bereits eingebaut
(Pfeil). Es geht auch ohne diese Beilagen, aber dann muß mit dem
Fadenkreuz jongliert werden, das konnten wir uns aber dank der Vorarbeit eines
bei uns nicht mehr aktiven Kollegen sparen. |
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Zum besseren Erkennen der
Endmaße ist der Träger falsch montiert. Er wird üblicherweise
hinter der Gleitbahn angebracht. Wie funktioniert nun so ein Kollimator?
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| Wie schon oben erwähnt besteht er aus
einer Lichtquelle, zwei Strichplatten und einem optischen System. Dieses
Linsensystem sorgt dafür daß die rechte Platte scheinbar
unendlich weit weg erscheint, wogegen die linke Platte sich ganz real in der
vorgegebenen Entfernung abbildet. Und um dieses zu erreichen, wird das Fernrohr
nun an der linken Rändelschraube auf "unendlich" gestellt. Die Gleitbahn ist nun scheinbar ins Unendliche verlängert
und man erhält folgendes scharfes Bild am Okular. Leider gehen einige Details durch die Verkleinerung auf 480 x 360 pixel verloren. Ich hoffe aber dennoch, daß man das Entscheidende erkennen kann.
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| Das Fadenkreuz befindet sich in der Mitte der
Strichplatte. Das ist schon mal ein gutes Zeichen. Man braucht also nicht die
Zylinderistachse rechnerisch (Einstellung von Fadenkreuz in der Horizontalen
oder Vertikalen) oder konstruktiv mechanisch durch Beifügen von Endmaßen berichtigen. Im nächsten Schritt wird an der
Rändelschraube die endlich weite Platte anvisiert und es bietet sich
dieses Bild. |
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Die Horizontale hat sich
nicht verändert. Aber die Vertikale zeigt einen kleinen Versatz nach
rechts. Folglich weicht die Gleitbahn zur Zylinderistachse geringfügig
nach außen ab. Wir lesen 1,8 Teilstriche, das sind 0,18 mm auf einer
Länge von 1000 mm. Eine wahrlich zu vernachlässigende
Größe.
Ja, das soll's
für's erste von der P8 gewesen sein. Auch wenn es nichts Spektakuläres zu berichten gibt, der Kessel ist ja jetzt in Pila und
kommt, wenn keine Komplikationen auftreten, schon im Dezember wieder
zurück, so hoffe ich doch, dass dieser kleine Exkurs Spaß
gemacht und den Horizont etwas erweitert hat.
Ich würde mich
freuen, wenn es weitere Museumseisenbahner gibt, die über ähnliche
Erfahrungen mit dem Vermessen von Lokomotiven verfügen. Ich bin sehr
an einem regen Erfahrungsaustausch interessiert. Meine email-Adresse steht auf
der ersten Seite. Wer sich nicht traut, da zu schreiben, es gibt hier noch so was wie ein Gästebuch.
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Vermessung des Rahmens von Lok 38 2267
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Nach dem wir schon einiges über das Vermessen der
Kreuzkopfgleitbahnen erfahren haben, möchte ich nun über den weiteren Einsatz
des Zylinderfernrohres, diesmal bei der Vermessung des Rahmens, berichten.
Nicht alle Möglichkeiten des Vermessens können wir ausschöpfen, weil bestimmtes
Zubehör sich nicht in unserem Fundus befindet.
So sind uns einige Vermessungen, die sich auf die Querebenen beziehen,
im Augenblick leider nicht möglich. Unter der derzeitigen Voraussetzungen, sind
sie aber auch nicht erforderlich. Das möge als Vorbemerkung genügen. Begeben
wir uns frisch ans Werk.
Zum Öffnen der Achsunterlagerkästen war es erforderlich, den Rahmen
anzuheben. Da die Federpakete zur Überprüfung ohnehin schon ausgebaut waren,
ist es ein Leichtes nach Lösen der Achsgabelstege den Rahmen zu heben. Zur
korrekten Vermessung wird natürlich der Rahmen nach dem Ausfahren der Räder
abgesenkt und an den vorgesehenen Stellen durch Stützen wie wir sie hier im
Bild sehen ausgerichtet. |
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Wie wird aber nun ein Rahmen korrekt ausgerichtet? Ja, das
ist die Frage aller Fragen und die Antwort ist 42? Ach neee, das war aus "per
Anhalter durch die Galaxis", damit haben wir hier nichts zutun. Wie also wird
korrekt ausgerichtet? Da erinnern wir uns mal an die alten Ägypter und ihren
Techniken beim Pyramidenbau. Die kannten keine Wasserwaage, denn es gab noch
keine Glasbläser, die ihnen eine Libelle gebaut hätten. Aber es gab allerlei
Getier, dessen Därme man als Schlauch nehmen konnte - somit hatte man eine
Schlauchwaage.
Wir lassen die drei Mäusefänger unseres Museums mal
unbehelligt, denn a) haben wir genug
Gummischläuche und b) waren die Katzen den alten Pyramidenbauern heilig. Damit
das Ausrichten besonders einfach ist, wird an jedem Schlauchende ein Glasrohr
befestigt. Wohl gemerkt, es geht auch ohne! Nun benötigt man entweder zwei ganz
gerade Winkeleisen, falls man keine Meßlineale zur Verfügung hat, oder man muß
unmittelbar an den Rahmenausschnitten die Schlauchwaage anlegen. Letztere Vorgehensweise
beinhaltet einen Ausrichtvorgang mehr.
Das erste Meßlineal befestigt man oben in der Mitte des
Rahmenausschnittes von der ersten Kuppelachse so, dass es quer durch den Rahmen
geht. Das gleiche macht man im Ausschnitt der letzten Kuppelachse. Durch Drehen
an den Spindelstützen werden jetzt mittels der Schlauchwaage die beiden
vorderen Eckpunkte des Lineals in die Waagerechte gebracht. Gleiches geschieht
anschließend mit der Mitte des hinteren Messlineals. Nun steht der Rahmen
absolut waagerecht und alle Maße können jetzt aufgenommen werden.
Wir wollen uns nun nach diesen vorbereitenden Arbeiten mit
dem eigentlichen Vermessen befassen. Eine ganz entscheidende Frage bezüglich
der Laufruhe und des Verschleißes ist die Verbiegung des Rahmens. Bekanntlich
wirken auf die Treibachse enorme Kräfte, die von den Zylindern ausgehend sich
über die Treibräder und deren Achslager auf den Rahmen übertragen. Dies kann
einerseits zu Formveränderungen des Rahmens führen. Umgedreht, wenn hier schon
Formveränderungen gegeben sind, zu hohem Verschleiß in den vorgenannten Teilen
führen. Man möchte also wissen, wie verhält es sich mit dem Rahmen und hier
natürlich ganz speziell mit dem Ausschnitt der Treibachse.
Erinnern wir uns noch an das Bild, das den Rahmen in der Längsrichtung
in zwei gleiche Hälften teilt? Da ist
von der L-Ebene die Rede. Vereinbarungsgemäß ist die L-Ebene zunächst eine
gedachte Fläche. Man erhält diese
Ebene, in dem von vorne bis hinten in der Rahmenmitte einen Draht spannt. Das
ist ein Akt!. Dann muß man an den zu vermessenden Stellen das Lot fällen und
dann an den Messlinealen die Abstände auslesen. Keine leichte und mit sehr viel
Fehlern behaftete Aufgabe.
Leichter geht es mit dem Zylinderfernrohr. Das Fernrohr wird
wie schon bei der Gleitbahnvermessung beschriebenen Art und Weise in den linken
Zylinder eingebaut. Damit liegt es mit seiner Achse genau in der Flucht der
Kolbenwirklinie, die man als Zylinder-Istachse bezeichnet. Bei einer
zeichnungsgerecht hergestellten neuen Lokomotive ist diese Achse natürlich
parallel zur L-Ebene. Aber was geschieht nicht alles im rauhen Betriebsdienst.
Alles vermögen die Puffer auch nicht aufzufangen! Da kann eine winzige
Schieflage ernste Folgen mit sich bringen. Die Abweichung darf nur 1,5 mm auf
1000 mm betragen. Das ist kaum meßbar.
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Beginnen wir nun mit den Vermessungen. Zur
Feststellung der Zylinder-Istachse ermittelt man an den mit H = hinten und V =
vorne gekennzeichneten Stellen die Breite des Rahmens. Mit einer ausreichend
großen Schieblehre wird an den Außenwangen der Stellkeilführungen, die ja in
Querrichtung keinem Verschleiß unterliegen, die Rahmenbreite gemessen. Nennen
wir diese Messwerte der Einfachheit halber bh und bv. Mit dem auf "null"
gestelltem Fernrohr kann man die Stelle, an der man diese Breite messen soll,
ganz exakt bestimmen. Man schaut durch das Fernrohr, im oberen Bild entspricht
das der grünen Linie und mit Kreide wird eine Markierung an den
Rahmenausschnitten angebracht. Sind die Breitenmaße aufgenommen und notiert,
kommt der eigentliche Meßvorgang mit dem Fernrohr. Eine rechtwinklige und
skalierte Vorrichtung, in unserem Fall ein breites Tiefenmaß, wird nun an die
gleiche Stelle gehalten wo die Rahmenbreitevermessen wurde, und am senkrechten
Strich des Fadenkreuzes der Skalenwert abgelesen. Wir nennen diese Messwerte h1
und v1. Obgleich sehr genau gearbeitet werden kann, wie man es auf den Fotos
sehen kann, runden wir die Zehntel auf halbe Millimeter. |
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In unserem Beispiel lesen wir also 366,0 mm ab. Haben wir
auf beiden Seiten des Rahmens die erforderlichen Maße genommen und notiert,
beginnt der schwierigste Teil des Unternehmens, die Rechnerei. Es ist nicht so,
als wenn wir es nicht könnten, aber man kann sich das Leben vereinfachen, indem man sich auch hier diverser Hilfsmittel
bedient. Unsere Väter arbeiteten mit Tabellen und Formblättern, die kluge
Menschen sich ausgedacht hatten. Wir machen es ähnlich und benutzen dazu ein
Tabellen-Kalkulationsprogramm. Hat ja heutzutage jeder normale Mensch auf
seinem Schlepptop. Trotzdem zeige ich hier, wie man nach guter alter Väter
Sitte mit Tabellen und Formblättern fast genau so schnell zum Ziel kommen kann.
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Wir müssen also jetzt errechnen, ob die Zylinder-Istachse zu
der L-Ebene noch parallel liegt. Schön, daß uns das Formblatt dazu eine
Anleitung gibt. Wir tragen als erstes unseren Messwert für die Rahmenbreite am
hinteren Rahmenausschnitt ein. Vereinbahrungsgemäß geht die L-Ebene in der Mitte durch den Rahmen. Somit ist der
Abstand Rahmenmitte - Rahmenaußenkannte exakt die Hälfte unseres Messwertes bh
bzw. bv. Wir brauchen somit unseren gefundenen Wert nur noch durch 2 zu teilen.
Die gefundenen Werte werden nun mit dem jeweils dazu gehörigen mittels Fernrohr
ausgelesenen Abstandswerten h1 und v1 addiert. In die linke Hälfte tragen wir
den Wert des hinteren Rahmenausschnittes und in die rechte Hälfte des
Formblattes kommt der Wert für den vorderen Rahmenausschnitt. Nun ist nur noch
die Differenz zwischen rechts und links zu bilden. Unser Formblatt sieht nun so
aus:
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Bei genauem Hinsehen fällt auf, dass das unterste Feld eine
Formel enthält, die noch nicht ausgerechnet ist. Das hat auch einen tieferen
Grund, denn hier haben uns die Väter eine Tabellenreihe hinterlassen. Ist man
nicht im Besitz der selben, muß man sie sich errechnen. Ein sehr mühsames
Geschäft. Aber warum sollte man nicht auch mal Glück haben. Diese Tabelle
enthält nun die Formel, die wir in der letzten Zeile stehen haben und noch
einige weitere Formeln auf die wir noch zurück kommen werden.
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Wir sehen mal in die erste Spalte da steht h-v. Das ist die
von uns zuletzt errechnete Differenz. Nebenan stehen diverse Formeln, für uns sind im Moment die ersten zwei Formeln von Interesse. Unsere errechnete Differenz
beträgt 1,85 . Da es in der Spalte diesen Zahlenwert nicht gibt, müssen wir
interpolieren. Für alle, die in der Schule nicht aufgepasst haben oder es
wieder vergessen haben, interpolieren heißt, per Dreisatz den richtigen Wert
errechnen. In der zweiten Spalte ermitteln wir somit den Wert 0, 405.
Abgerundet etwa 0,4. Aber was bedeutet das nun? Ganz einfach die Zylinder-Istachse weicht zur Rahmenmitte um 0,4
mm auf einer Länge von 1000 mm ab. Erlaubt sind nach der DV946 1,5 mm auf 1000
mm. Damit liegen wir bei unserer P8 sehr, sehr gut im Rennen.
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Die Zylinder-Istachse kann, wie man deutlich sieht, nach innen
oder nach außen abweichen. Das ist auch
sehr einfach festgestellt. Ist der Wert der ersten Addition (im linken bzw.
rechten Feld des Formblattes) für v größer als für h, so weicht die Achse nach
innen ab, ist es umgekehrt, so wie in unserem Fall, dann weicht die Achse nach
außen ab. Das ist wichtig zu wissen, wenn wir nun die Formabweichung des
Rahmens ermitteln wollen.
Wir könnten nun unter Anwendung der praktischen Geometrie
mit Hilfe des Strahlensatzes und eines Maßbandes und, und, und. Das dauert
alles zu lange. Gibt es nichts einfacheres? Doch, gibt es. Man muß nur die
Zylinder-Istachse parallel zur L-Ebene bekommen. Eine optische Achse zu
verbiegen ist noch niemand gelungen, aber die Achse zu verschwenken ist
machbar. Das geht sogar, ohne das Fernrohr in seiner Halterung gelockert wird.
Es bleibt alles so wie es ist, nur im inneren des Fernrohres wird die optische
Achse geschwenkt. Erkennbar wir es daran, daß man das Fadenkreuz verschiebt. In
dem an der rechten Rändelschraube des Fernrohres einfach der erforderliche Wert
eingestellt wird, erreicht man diesen Zweck. |
| Ob das Fadenkreuz nun nach links
oder rechts verschoben werden muß, ergibt sich aus der Abweichung der
Zylinder-Istachse. Geht sie nach innen, so muß das Fadenkreuz nach außen
verschoben werden und umgekehrt. Fehlt uns nur noch der Betrag, um den wir
verschieben müssen.
Aber auch der ist schon ermittelt. Der unter Mitwirkung der
Tabelle zuletzt ermittelte Wert von 0,405 ist das gesuchte Maß. Wir halten uns
an den gerundeten Wert von 0,4 mm. Die Rändelschrauben des Fernrohres haben
Strichmarkierungen und jeder Teilstrich bedeutet die Verschwenkung des
Fadenkreuzes um 0,02 mm. Wir müssen das Fadenkreuz im Fernrohr um 20 Striche
zum Rahmen hin verschwenken. Jetzt liegen Fernrohrachse und L-Ebene parallel.
Allerdings brauchen wir schon wieder etwas Mathematik, wir müssen nämlich wissen, wie
weit ist unsere Achse von der L-Ebene entfernt.
Der vorher am letzten Rahmenausschnitt gemessene Abstand ist
um die Winkelabweichung zu berichtigen. Was wir vorher in der Praxis mit dem
Fernrohr gemacht haben, machen wir jetzt in Gedanken. Wir benötigen wieder
unser Tabellenblatt und lesen in der gleichen Zeile wie vorhin, jetzt aber in
der dritten Spalte einen Rechenwert ab. Sollte das Tabellenblatt
zwischenzeitlich verlorengegangen sein, haben wir jetzt schlechte Karten. Das
Ergebnis unserer Rechnung erhalten wir im zweiten Kästchen unter der
Überschrift "Zylinderistachse weicht ab:.". Aber Vorsicht, nicht die falsche Spalte
auswählen! Denn wenn die Achse nach
außen abweicht, ist der in der Tabelle ausgelesene Wert zu subtrahieren,
andernfalls muß er addiert werden.
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Ganz nebenbei bemerkt, mit dieser errechneten Zahl
h2 kann ich überprüfen, ob das Fadenkreuz korrekt verschoben wurde. Denn exakt
diesen Wert muß man beim letzten Rahmenausschnitt jetzt ablesen. Wenn nicht,
ist was faul im Staate Dänemark. |
| Also das ist mir jetzt direkt einbißchen peinlich ;-)
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Addieren wir jetzt zu diesem Wert den Abstand zur
L-Ebene, dann wissen wir in welchem Abstand unsere Fernrohrebene zur L-Ebene
liegt und jede Verformung des Rahmens ist exakt zu ermitteln. Denn diese
errechnet sich aus dem Abstand der Fernrohrachse - Rahmensollbreite (bei der P8
= 645 mm) - abgelesener Messwert.
Wollte ich nun alle Möglichkeiten des
Vermessens hier aufzählen, würde es den Rahmen dieser kurzen Expedition ins
Reich der Dampflokgeheimnisse sprengen. Belassen wir es somit bei dieser doch
schon recht umfangreich gewordenen Schilderung. | nach oben
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