Plandampf 2008
Erstens kommt es anders, als
man zweitens denkt.
Es hätte so schön werden können
und ich hoffe für alle anderen, dass es auch schön geworden
ist. Leider hat es mich schon nach drei Tagen aus dem Rennen geworfen. Am zweiten
Tag bin ich ausgerutscht und von der vorderen Pufferbohle der Lok gefallen.
Dabei habe ich mir ziemlich böse das Schienbein aufgeschrammt. Das war
schon schlimm, aber eine allergische Reaktion hat
mir die Haut am Hals und Nacken so empfindlich und rissig gemacht, dass ich bei
der kleinsten Bewegung am liebsten laut aufgeschrieen hätte. Da half
keine Creme mehr. In der Nacht zum Donnerstag musste ich abbrechen.
Die
Fotoausbeute ist daher auch entsprechend gering. Ich wäre noch gerne
zwischen Holzheim und Grevenbroich an die Strecke gefahren. Aber was nicht
geht, geht eben nicht.
Genug lamentiert. Ich
muß mich halt mit den wenigen Fotos begnügen und Bilder von mir
einstellen, die ich normalerweise nicht genommen hätte. Ganz besonderer Dank geht daher an Uwe Dietz und Georg Stephan Lochner, die mir freundlicherweise Fotos von der Strecke sowie vom Übergabebahnhof Niederaussem zur Verfügung gestellt haben. Dann muß ich mich noch ganz herzlich bei Michaela Heckers bedanken. Sie hat mit ihren wunderbaren Fotos es erst ermöglicht, daß ich auch von der Arbeit hinter den Kulissen berichten kann. Ohne ihre "Nachtschicht" wäre diese Dokumentation nicht vollständig.
Ich versuche
mal mit Worten und Bildern den zeitlichen Ablauf eines Plantages
vorzustellen. Auch wenn die Fotos an verschiedenen Tagen entstanden sind.
Montag Morgen um 4:30
schrillt der Wecker. Die Prozedur des Waschens und Ankleidens
überspringe ich mal. Die Nachtwache hat im Backofen die
Brötchen aufgebacken und den Kaffee gekocht. Viel Zeit für
ein ausgiebiges Frühstück bleibt eigentlich gar nicht.
|
|
6:15 Uhr. Das Feuer liegt
gut, die Bremsprobe war erfolgreich, es kann los gehen. Langsam bewegt Alex die
Maschine mit ihren 600 t Anhängelast aus dem Betriebshof der Neusser
Eisenbahn. Schon nach wenigen hundert Metern kommt die erste kleine
Schwierigkeit. Ein von Hand zu sichernder BÜ und sofort eine heftige
aber kurze Steigung zum Güterbahnhof Neuss. In Gleis 84 wird die
Garnitur abgestellt und mit der Lok geht es einmal um den Wagenpark drum rum.
Nach dem Ankuppeln erfolgt die vereinfachte Bremsprobe und der Zug 89 741 wird fertig gemeldet. Es geht als
Rangierfahrt zum Abzweig Weissenberg. Nach wenigen Metern steht wieder alles.
Die Kommunikation mit dem Stellwerk am Abzweig erfolgt per Zeichensprache, aber
sie ist eindeutig. Erst darf der Zug links von uns raus, dann folgen wir im
Raumabstand. Es vergehen keine zehn Minuten und das Sh-Signal für
unser Gleis dreht seinen Flügel, am
zugehörigen Gruppenausfahrsignal bewegen sich zwei der großen
Signalflügel und das rote Licht wird durch grün mit gelb
abgelöst. Das Rennen ist frei gegeben.
|
|
Noch ist es
draußen dunkel. Aber es gibt doch schon Menschen, die um diese
Uhrzeit wach sind und mit einem Fotoapparat bewaffnet auf den Zug warten.
Gelegentlich aufleuchtende Lichtblitze beweisen es. Es müssen
Fotografen sein. Die Bahn überwacht das Einhalten der Geschwindigkeit
anders. Da wird nicht geblitzt.
Ralf schaufelt die Kohle in
die Weißglut. Das blendet gewaltig. Dafür
unterstütze ich Alex in der Beobachtung der Strecke.
Es
läuft, wie man so sagt. Im Straßenverkehr nennt man sowas wohl
grüne Welle. Den Abzweig Lohbruch passieren wir mit sechzig. Und schon
haben wir Einfahrt in Krefeld Linn. Am Richtungsanzeiger leuchtet der Buchstabe
"F" auf. Wir gehen auf das Ferngleis über. Langsam wird es hell. Man
erkennt jetzt wesentlich mehr als nur die durch Lampen angestrahlten Bahnsteige. Die
Rampe zum Rhein zieht sich. Uerdingen, Hohenbudberg, Rheinhausen. Jeden
Augenblick rechnen wir mit einer Überholung. Aber die Vorsignale
wechseln stets auf "Fahrt erwarten". Wir brausen nur so dahin. |
|
|
Erst in Hochfeld
Süd kommt "Langsamfahrt erwarten". Das ist aber normal, weil es hier
zum ehemaligen Gbf Wedau abzweigt. Das
Einfahrtsignal von Wedau gebietet unmissverständlich Halt. Alex sperrt ab und lässt den
Zug auslaufen. Ralf fängt mit dem Injektor den Druck ab.
Sobald hier die Fahrt erlaubt
wird, geht es meist in einer Tour durch. Höchstens ein langsamerer
Zug, dem man auf die Pelle rückt, kann an der flotten Fahrt hindern.
Wir fahren am ehemaligen Gbf Wedau vorbei. Ich hätte es mir nie
träumen lassen, dass dieser riesige Bahnhof mal eine tote Brache
werden würde. Einfach einige Weichen ausgebaut und schon ist eine riesige von Wildwuchs überzogene Fläche entstaden.
|
|
Wir passieren Ratingen
Lintorf. Jetzt wo es hell ist, kann man die staunenden Gesichter der
Autofahrer, die uns auf ihrem Weg zur Arbeitsstelle begleiten, gut
erkennen. Ralf hat noch etwas Zeit sich ein gutes Feuer zu schaffen, erst am
Abzweig Tiefenbroich verlassen wir die Hauptstrecke und biegen ins kurven- und
steigungsreiche Angertal ab. Ein
Kalkzug kommt uns schon entgegen, den brauchen wir jedenfalls nicht mehr
abzuwarten. Denn die Strecke im Angertal ist eingleisig und hat keine
Ausweichmöglichkeiten mehr.
Der Zug zwängt in
der Kurve und bald beginnt die Steigung. Hier sieht man vereinzelt die Fotografen,
die uns wohl zwischen Neuss und Krefeld schon auf die Platten gebannt hatten.
Es sollen noch mehr werden. Die
Radreifen kreischen in den Kurven. Wir unterqueren die Bahnstrecke Essen -
Ratingen Ost. Vorbei geht es an der Papiermühle und
schließlich passieren wir die A 3, die in einem hohen Brückebauwerk
über uns verläuft. Die Steigung und die Kurven nehmen kein
Ende. Hofermühle, der einzige Unterwegsbahnhof in früheren
Zeiten, wird durchfahren. Jetzt ist es fast geschafft. Endlich erreichen wir
Flandersbach. Ich steige ab und lockere die Schraubenkupplung zwischen Lok und
erstem Wagen. Das Sperrsignal wechselt sein Signalbild, wir dürfen als
Rangierfahrt ins Kalkwerk Flandersbach-Rohdenhaus.
7:50 Uhr. Geschafft. Links
im Werksbahnhof ist ein Hydrant, aus dem wir den Wasservorrat ergänzen
können. 15 m³ sind immerhin einschließlich der Nachtruhe
verbraucht worden. Jetzt ist es richtig schön hell, aber
erbärmlich kalt. Das verspricht ein wunderschöner Tag zu
werden...
|
|
...der letzte einer
schönen Woche. Ich erwähne das nicht ohne Grund. Wir übernehmen die
Rückleistung. Wer nun einen vollen Zug erwartet hat, den muß ich enttäuschen.
Das bedarf natürlich einer Erklärung, zumal ich im Vorfeld
immer von 1600 t Kalkzügen gesprochen hatte.
Der Kalk wird für
die Entschwefelung der Rauchgase in Braunkohlenkraftwerken benötigt.
Braunkohle ist nun mal ein Naturprodukt, das in seiner Zusammensetzung stark
schwanken kann. Just seit dem vergangenen Wochenende werden Kohlen mit extrem niedrigen
Schwefelgehalt verfeuert. Die Folge ist ein Minderbedarf an Kalk. Es waren
daher für zwei Tage keine Kalklieferungen nötig. Da aber ab
Dienstag schlechtes Wetter vorrausgesagt war, wollte keiner der Veranstalter
die Fotofans enttäuschen. Man
verzeihe uns diese kleine aber gutgemeinte Schummelei, die im Interesse der
Fans geschehen ist. Übrigens kann ich aus eigener Erfahrung sagen,
dass man keinen Unterschied zwischen einem vollen und einem leeren Zug bemerkt.
Lediglich Ausschlacker und Heizer werden das bemerken! Egal ob 600 oder 1600
Tonnen am Haken sind, die Lok steckt das weg.
|
|
Noch während wir
uns für das Erinnerungsfoto postierten, erreichte uns die Nachricht,
dass unserer Mitstreiter Manfred Kantel, sicher vielen Eisenbahnfreunden kein
Unbekannter, unerwartet verstorben ist. Wie oft mag er hier mit der V200
wohl hochgefahren sein?
Jetzt ist die Reihe an mir,
den Löffel zu schwingen. Noch liegt genug in der Feuerbüchse,
da brauche ich vorerst nichts zu unternehmen. Außerdem geht es zunächst nur bergab. Aber spätestens am ehemaligen Abzweig Anger
muß das Feuer gut liegen, denn hier ist die Strecke wieder eben und
kurz darauf erreichen wir die Hauptbahn.
|
|
Meine Feuerungstechnik war
wohl doch nicht ganz optimal, der Kesseldruck ist gefallen. Die 52.8 ist eben keine P8. Aber es
heißt doch, wer die Preußen kann, kann auch die
Einheitsmaschinen. Noch zeigt das Hauptsignal Halt, da schaue ich am besten mal
in die Feuerbüchse. Aha, vorne rechts da ist ein Loch. Das scheint
meine Achillesferse zu sein. Die Kohle will da nicht landen. Ich wechsele die
Griffstellung meiner rechten Hand. Na bitte, geht doch. Ich muß von
oben in die Schaufel greifen, wenn ich diese Ecke treffen will.
|
|
Lange kann ich meinen
Gedanken nicht nachhängen. Ausfahrt! Alex löst die Bremse und
öffnet den Regler. Trotz der Auspuffschläge und des damit
verbundenen Dampfverbrauches sinkt der Kesseldruck jetzt nicht. Die Kohle liegt folglich an der
richtigen Stelle! So, jetzt geht es nach bewährtem Strickmuster : zwei
links, zwei rechts, zwei fallen lassen. Soll heißen, zwei Schaufeln
nach links und rechts abgeworfen und die beiden anderen werden in der Mitte
gestreut. Das mal ganz vorne, in der Mitte und hinten. Dieses Strickmuster
möchte ich mal in natura sehen! Das müßte ein ganz verrückter Pullover werden. Wedau ist erreicht. Die Ausfahrt hat
grünes Licht. Heißa, es geht nach rechts über die
Pz-Strecke. Die muß die Ausfahrgleise mittels einer Brücke
kreuzen. Schwuppdiwupp schon sind wir oben auf dem Damm und donnern
über die Brücke. Langsamfahrt und Halt erwarten. Das war uns
klar, denn hier am Abzweig Hochfeld Süd steht man immer.
Noch mal ein Blick in die
Feuerkiste. Ich bin zufrieden. Rechts vorne, das klappt jetzt.
Erneut geht es über
den Rhein. Wir fahren den gleichen Weg bis Neuss wie auf der Hinfahrt.
Lediglich am Abzweig Weissenberg geht es geradeaus weiter und nicht in den
Güterbahnhof.
|
|
Mit 40 Sachen rollen wir in den
Personenbahnhof Neuss Ostteil. Der Richtungsanzeiger lässt das H
für Holzheim aufleuchten. Alex macht am Abzweig Nordkanal die
Hütte voll auf. Man glaubt es kaum, aber die Strecke steigt jetzt
unmerklich aber beständig bis zum Endbahnhof an. Das schönste
Streckenstück für die Fotografen beginnt gleich hinter
Holzheim. Eine zweigleisige Trasse in ländlicher Umgebung mit
Telegrafenleitungen neben den Schienen. Eisenbahnflair der frühen
50er Jahre!
|
|
Foto Uwe Dietz
|
Mir steht das härteste Stück
Arbeit noch bevor. Wir fahren durch Grevenbroich mit gebremsten Schaum. Aber
jetzt geht es lustig bergauf. Die Trasse steigt bis kurz vor Rommerskirchen
permanent 1:100. Das sind rund elf Kilometer. Dann folgen noch etwa zwei
Kilometer 1:40 im Gleis der Anschlussbahn des Kraftwerks. Die liegen auch noch
ausgerechnet in einer S-Kurve. |
|
|
Foto Uwe Dietz
|
Zum
Glück folgt dann ein langer Auslauf wie auf einer Hochebene. Von
hieraus kann man die zwei riesigen Kraftwerke Niederaussem und Frimmersdorf 1
gut sehen. Selbst der Kraftwerksneubau Frimmersdorf 2 (Sie wissen schon, das
mit dem schlimmen Unglück) hebt sich deutlich aus den Feldern und
Äckern empor.
|
|
Im Übergabebahnhof
stehen einige uns wohlbekannte Film und Fotofreunde. Das Hallo ist
natürlich groß. Der
Zug wird abgehängt und es geht ins Pommesgleis. Das heißt
so, weil hier neben dem Gleis gut erreichbar ein Schnellimbiß steht,
dessen Daseinsberechtigung zu einem großen Teil von den Eisenbahnern
abhängig ist. Heute ist keine Currywurst mit Pommes Bahnschranke drin.
Wir müssen sofort vorrücken und unsere Leergarnitur
übernehmen.
|
|
|
Foto Georg Stephan Lochner
|
In Absprache mit der
Fahrdienstleitung kommt eine Besonderheit ins Spiel. Nach der Bremsprobe darf
der Zug schon soweit aus dem Übergabebahnhof fahren, dass er direkt an
einem Hydranten zum Wassernehmen steht. Diese Verfahrensweise spart doch einige
Minuten. Wiederum sind 15 m³ zu ergänzen. Hier liegt allerdings ein
C-Schlauch und das Wasser muß bis zur Dammkrone auch noch gut 10
Meter Höhe überwinden, da läuft es nicht ganz so gut
wie sonst. Aber auch diese Phase geht
vorüber. Alex meldet uns beim Fahrdienstleiter entgültig ab.
Wir lassen es über
die Ebene gemütlich angehen. Einfahrt Rommerskirchen mit 30 km/h,
Ausfahrt geht mit 40km/h. Eine winzige Steigung noch und dann rollt der Zug.
Quasi bis nach Neuss. Keine Regionalbahn, oder was sich sonst noch auf dieser
Strecke austobt, behindert uns. Ich brauche nur dreimal was ins Feuer werfen. |
|
In Neuss Gbf ist zunächst Warten angesagt. Wir sollen mit
unserem Zug nach Abschluß der Pressekonferenz im Betriebshof
Hessentor einfahren. Die Minuten ziehen sich. Nichts ist unangenehmer als den
Feierabend vor Augen zu haben und ihn nicht zu erreichen! Aber endlich kommt
das ersehnte Zeichen und wir dürfen los.
Die Ablösung steht schon bereit und
übernimmt die Lok. Aber das bedeutet noch nicht, dass jetzt schon
Feierabend ist. Es sind noch einige Dinge gemeinsam zu erledigen. Dazu
gehört selbstverständlich die gemeinsame Kontrolle der Lager
und aller Schmierstellen. Putzen des Feuers, Lösche ziehen, Laden der
Kohle und Wassernehmen. |
|
|
|
Sogar etwas Lokpflege ist
manchmal möglich. Endlich ist der verdiente Feierabend da. Immerhin,
es ist jetzt 15 Uhr, da hat man neun Stunden Dampflokdienst hinter sich. Es
reicht für heute. Jetzt darf sich bis 23 Uhr die Spätschicht
quälen. Die macht es genau so wie die Frühschicht. Der
Wagenpark wird zunächst aus dem Betriebshof zum Güterbahnhof
gebracht.
|
|
Die Stationen
aufzuzählen, ist ja nun müßig, das kennen wir
bereits. Wenden wir uns darum dem Kapitel "Abrüsten" zu. Wenn die Lok
gegen 23 Uhr wieder im Betriebshof steht, muß sie für den
nächsten Tag vorbereitet werden. Zwar sind es ähnliche
Vorgänge wie Mittags beim Ablösen, aber nicht so ganz.
Das fängt schon mal
damit an, dass die Lok in einer Halle abgeschmiert werden muß. Man braucht für diese Tätigkeit viel Licht, zudem erleichtert eine Revisionsgrube die Arbeit unter der Lok ungemein.
|
|
Foto Michaela Heckers
|
|
Nach gut 360 Kilometern
Laufleistung ist die Abschmiergrenze erreicht. Das bedeutet nicht, als dass man nur kontrolliert, ob noch Öl an dieser Schmierstelle
vorhanden ist. Sondern man füllt alle Stellen unabhängig von
ihrem Verbrauch wieder bis zum Höchststand auf. Und glaubt mir, so eine
Dampflok hat unheimlich viele solcher Stellen.
Die eine Gruppe arbeitet um die oberen Schmierstellen.
|
|
Foto Michaela Heckers
|
|
Während ich mich unter der Lok den Achslagern widme.
|
|
Foto Michaela Heckers
|
Ich weiß nicht,
welches die angenehmere Arbeit ist. Unten kann man zwar aufrecht stehen, aber es
tropft einem manchmal das heiße Wasser in den Nacken. Bei den Stangen
muß man sich dagegen fürchterlich vorbeugen, das geht eben
ganz schön ins Kreuz.
Das
Abölen war noch eine der leichtesten Arbeiten des Abschlußdienstes. Die schweren Arbeiten
kommen noch. Zunächst fährt die Lok zu der gleichen Stelle
wie am Mittag, denn sie muß ja Wasser nehmen. |
|
Foto Michaela Heckers
|
Na, mal einen Blick in die
Feuerkiste riskieren? Ach du dickes Ei, wie sieht es denn da drin aus? Man sieht
ja kaum noch etwas von einem Feuer, nur ein glühendes etwas. Und wenn
man eine Flamme erkennen kann, dann leuchtet sie blau. Das ist typisch
für ein völlig verschlacktes Feuerbett. Durch die Rostspalten
dringt keine Luft. Wenn überhaupt etwas verbrennt, dann nur unter Bildung von
Kohlenmonoxid. Das erzeugt die hellblauen Flammen.
|
|
Foto Michaela Heckers
|
|
Ralf dreht den Kipprost
runter und stößt mit dem Spieß die Schlacke von
den Roststäben und achtet darauf, dass auch die Zwischenräume
zwischen den Stäben wieder frei werden. Denn die Verbrennungsluft kann
nur durch diese Spalten an die Kohle. Die Arbeit ist schwer und die Hitze unerträglich. Mit einem Wort -
mörderisch. Schade, dass diese Veranstaltung schon vorbei ist. Ich
hätte gerne alle, die mir das hier nicht glauben, an den
Spieß gestellt! (Nein nicht aufgespießt!).
Während Ralf die
Brocken lockert und nach unten rausstößt, bemühe
ich mich darum, das teilweise noch glühende Zeug unter der Lok vorzuziehen,
|
|
Foto Michaela Heckers
|
|
damit die große
Masse nicht die Öffnungen am Aschkasten verstopfen, sondern alles
rausfallen kann. "Bimbim" (auch nur kurz "Bimm" gerufen, weil er Straßenbahner ist)
unterstützt mich dabei, in dem er von der anderen Seite mit einem
Kratzer alles zusammenschiebt.
|
|
Foto Michaela Heckers
|
|
Na ja, wenn man so angestrengt
tätig ist, vergisst man schon die Welt um sich herum. Keiner hat mehr daran
gedacht, dass wir noch den Hydrant geöffnet haben und Wasser in
den Tender fließt. Aber dieser Tender muß kaputt sein. Wenn
der voll ist, fließ das Wasser doch tatsächlich
über!
|
|
Foto Michaela Heckers
|
|
Irgendwann ist der Rost von der Schlacke befreit
und Ralf kann endlich das Ruhefeuer anlegen. |
|
Foto Michaela Heckers
|
|
Das ist jetzt der Moment, wo ich mich um die Rauchkammer kümmern kann. Da liegt
jede Menge Lösche, die noch raus muß. Ob ich mich
diesmal auf der Lok halten kann, oder ob ich wieder einmal von hier oben runterfalle? Nun, nehmen wir es vorweg. Ich bin diesmal nicht runtergefallen.
Aber meine Lunge fühlte sich so an,
als hätte ich 60 Zigaretten gleichzeitig geraucht. Auf dem Foto sieht mal ganz deutlich, warum ich dieses Gefühl hatte. Die frisch aufgelegten Kohlen erzeugen Qualm, das ist nichts anderes als Ruß und Teernebel. Genau in Höhe des Kopfes sammelt sich das Zeug. Na ja, da wird eben jeder Atemzug zum Lungenzug. |
|
Foto Michaela Heckers
|
|
Die letzte Tätigkeit, die noch ausstand,
hätte zwar auch in der Halle gemacht werden können. Aber dann
hätten wir noch länger auf den Feierabend warten
müssen. Während ich also die Rauchkammer reinige,
füllt "Bimm" die Schmiergefäße an den Pumpen auf. |
|
Foto Michaela Heckers
|
Jetzt ist die Lok fertig für den
nächsten Einsatz. Eigentlich lohnt es gar nicht, sich schlafen zu legen, es ist zwei Uhr durch. Um 4:30 Uhr klingelt schon wieder der Wecker.
Manchmal kann
man sogar den Mond sehen. Herrlich rot sieht der heute Nacht aus, wenn der Wind die Wolken etwas zur Seite schiebt. Da war doch was? Ach ja natürlich, es ist
eine totale Mondfinsternis angesagt. Da kann sich die Nachtwache ja vielleicht mal das Naturschauspiel anschauen. |
|
Foto Michaela Heckers
|
Ich hoffe, dieser kleine Bericht konnte etwas von der Atmosphäre wiedergeben, die uns alle gefangen hatte.
|
nach oben
|
|