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Das ganz, ganz kleine Brückenfest
(oder Sonderfahrt für die Dampfkleinbahn Mühlenstroth )

Es gibt Dinge, die kündigen sich durch nichts an und wenn sie dann eingetreten sind, so spricht man gemeinhin von Schicksalsschlägen. So auch das Ereignis, von dem ich hier berichten möchte. Nicht nur, daß sich mein Jüngster beim letzten Schliff an der Lok fürchterlich die Hände verbrannt hatte, war für ihn ein Schicksalsschlag, sondern daß er deswegen zum Behandeln ins Unfallkrankenhaus mußte und somit nicht an der Fahrt teilnehmen konnte.

Auch für viele andere sollte ein besonderer Schicksalsschlag kommen. Nach dieser Fahrt mußte die Lok leider außer Betrieb gesetzt werden. Stehbolzenbruch! Eigentlich ist das kein Problem, es wird nur zu einem, wenn die Grenze der erlaubten Brüche erreicht oder überschritten wird. Bei dieser Grenze ist die Sicherheit noch vorhanden, aber man ist zum Handeln in Form von Ausbesserung verpflichtet. Das Auswechseln von Stehbolzen stellt im allgemeinen kein Problem dar. Aber natürlich ist das in unserem Fall mal wieder ganz anders. Die gebrochenen Stehbolzen befinden sich alle an einer für die Reparatur unzugänglichen Stelle. Will man hier reparieren, so muß man den Kessel ausbauen. Zum besseren Verständnis bitte ganz nach unten scrollen.

Bis der Kessel wieder unter Dampf steht, wird noch viel Wasser die Ruhr runter fließen. Zwischenzeitlich werde ich immer wieder mal Bilder von der Reparatur hier einstellen. Einstweilen sollen die Bilder von der letzten Fahrt der Lokomotive über die schlechte Nachricht hinwegtrösten.



Das ganz, ganz kleine Brückenfest

W. Seidensticker hatte einen Ausflug für die Mitarbeiter der Dampfkleinbahn Mühlenstroth geplant. Wie bei jedem Ausflug ließ er eine Lokomotive seiner Sammlung auf einem Tieflader plaziert im Zug mitführen. Dieses mal hat er die Lokomotive Francesca S ausgewählt. Namensgeberin ist seine Enkelin, ein fröhlich frech angehender Teenager. So wie ihre Namenspatronin präsentierte sich auch die Lokomotive am Abend vor dem Ausflug. Die schon tiefstehende Sonne läßt sie in ihrer vollen Schönheit erstrahlen.

Die Lok 38 2267 ist bereits angeheizt und steht geputzt, abgeölt und mit frischen Vorräten versehen auf der Untersuchungsgrube am Wasserkran.

Daß es die letzte Nacht im Feuer werden würde, ahnte zu diesem Zeitpunkt niemand.

Ein grauer Morgen mit Hochnebel verspricht einen herrlichen Tag.  Alle Fahrgäste haben bereits ihre Plätze eingenommen und es kann die Fahrt beginnen. Die Lok 38 2267 hat sich vor den Zug gesetzt und drückt die Wagen aus dem Museumsgelände in das Gleis 313 des Bahnhofs Bochum-Dahlhausen.

Über Essen, Duisburg und Düsseldorf ging die flotte Fahrt nach Solingen Ohligs.

Nanu, was ist jetzt passiert? Soll die kleine Lok etwa jetzt den Zug übernehmen? Das wäre wohl doch etwas zu gewagt.

Weil jetzt der anstrengenste Teil der Reise kommt, hat die Zuglok abgehängt und ist zum Wasserfassen auf einem Nebengleis gefahren. Die Infrastruktur mit Wasserkränen, Schlackegruben und Bekohlungsanlagen ist seit Mitte der 70er Jahre nicht mehr vorhanden. Das am leichtesten zu lösende Problem ist das Wasserfassen. Die entsprechenden Feuerwehren helfen da gerne.

                                                                    Foto : K.D. Holzborn

Soeben macht sich die Zuglok auf den Weg zu der Stelle, wo die städtische Feuerwehr von Solingen parat steht um den halbleeren Tender wieder zu befüllen. Dieses und zwei weitere Fotos sind mir freundlicherweise von K.D. Holzborn zur Verfügung gestellt worden. Schauen sie doch auch unter  http://www.78er.de  auf seine gerade aktualisierte homepage.

Natürlich nutzt die Lokmanschaft die Gelegenheit zum Vorziehen der Kohle und zu einer kleinen Nachschau. Es ist sehr wichtig für den ruhigen Lauf der Lokomotive, daß die Stangenlager fest, aber nicht zu stramm sitzen. Da kontrolliert vor einer Bergfahrt der Lokführer lieber alles zweimal, als daß er einmal etwas übersieht.

Nach dem Restaurieren, der Heizer hat natürlich auch das Feuer "geputzt", fährt die Zuglok wieder an ihre Wagen. Eine Regionalbahn wird noch vorgelassen und dann geht die Fahrt über den Berg. Bei Müngsten wird das Tal der Wupper  auf Deutschlands höchster Eisenbahnbrücke überquert. Hier folgt das steilste Bergaufstück der ganzen Fahrt, der Anstieg nach Güldenwerth.

                                                                    Foto :  K.D. Holzborn

Das ist der Moment auf den alle Fahrgäste gewartet haben. Die Müngstener Brücke ist erreicht. Ganz langsam bewegt sich der Zug,
damit alle Fahrgäste den Ausblick genießen können.

                                                                      Foto : K.D. Holzborn

Noch einmal die Brücke, diesmal in ihrer vollen Schönheit. Gleich wird der
Lokführer den Regler voll öffnen und es geht mit Volldampf in die Steigung
nach Güldenwerth.

Kaum hat der Lokführer den Regler geschlossen, öffnet das Sicherheitsventil und läßt den spontan entstanden Überdruck ins Freie weichen. Der Heizer wird seine liebe Not gehabt haben, diesen Krach durch "abspeisen" zu unterbinden.

Nach einer wunderschönen Fahrt durch das Bergische Land, das seinen Namen nicht etwa der Topografie sondern den Grafen von Berg verdankt, kehrt der Sonderzug am späten Nachmittag nach Dahlhausen zurück.

Am Bahnsteig verlassen die Fahrgäste den Zug und postieren sich auf der kleinen Anhöhe des alten Ablaufberges und schießen ein Erinnerungsfoto ihres Zuges mit der Schmalspurlokomotive Francesca S.

Die Zuglok ist bereits von den Wagen weggefahren und auf dem Weg zur Schlackengrube. Das weitere Rangiergeschäft übernimmt nun eine Köf.

Das wahrscheinlich letzte Bild der betriebsfähigen 38 2267.

Die gebrochenen Stehbolzen befinden sich alle unterhalb der Rahmenoberkante. Da die Teilung von Stehbolzen und Rahmenlöchern nicht übereinstimmt, können die neuen Stehbolzen nicht eingeschweißt und die alten teilweise auch nicht ausgebaut werden. Man könnte zwar die Rahmenlöcher aufweiten, aber das führt zu einer Schwächung des Rahmens. Das ist besonders unangenhm, weil sich oberhalb der schadhaften Stehbolzen die Klammern befinden, die Kessel mit Rahmen verbinden. Auch ein großzügiges Ausbrennen des Rahmens verbietet sich aus gleichem Grund.