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Ja, da haben wir uns bemüht, die Lok 38 2267 zu den Herbstmuseumstagen fertig zu stellen. Und nun? Müssen wir feststellen, es ist uns nicht gelungen.  Das ist eine herbe Enttäuschung. Ganz besonders für uns Aktive. Hat sich seit dem letzten Bericht (hier klicken) an der Lok denn überhaupt etwas getan? Nun, eine ganze Menge. Immerhin sind ja auch wieder einige Monate ins Land gegangen. 

Das Einfahren der Radsätze war der Gegenstand unseres letzten Berichtes. Beginnen wir also mit den Arbeiten die unmittelbar danach erfolgten.

Bild 1


Als erstes werfen wir einen Blick in die Rauchkammer. Da bemerken wir, dass das Innenleben sich schon ganz schön entwickelt hat. Es sind neue Ein- und Ausströmrohre angefertigt und eingebaut worden. Der Blasrohrkopf sitzt auch zentrisch unter dem Kamin. So haben viele Besucher die Lok im Museum vorgefunden und haben sich möglicherweise gewundert, dass es mit den Arbeiten nicht voran geht. Das war aber nur scheinbar so. Wer aufmerksam das Geschehen verfolgte, konnte vielleicht entdecken, wie sich  heimlich still und leise die Lok veränderte. Da wurden Leitungen (auch ganz dicke) angebaut. Plötzlich ist der Schornstein drauf, die Pumpen hängen an ihrem Platz. Das alles ist in der Stille geschehen.  

Arbeiten, die nicht auffallen, scheinen die Heinzelmännchen zu machen. Selbst wenn ich jetzt die Vielzahl nicht aufführen kann, so sei dennoch allen Mitarbeitern, die sich da engagiert haben ein dickes Dankeschön gesagt. Ich greife mal ein simples Beispiel heraus, weil ich weiß, dass hier viele Mitarbeiter tätig waren. Das Lackieren ist so eine Arbeit. Wenn ich mich erinnere, wie bunt die Kesselhinterwand noch im März aussah, so "erstrahlt" sie jetzt in feinstem schwarz. Ich denke, das Foto ist ein guter Nachweis für so viele kleine unscheinbare Arbeiten, die aber dennoch wichtig sind und auch ihre Zeit in Anspruch nehmen. 

Bild 2


Wo wir gerade die Reglerstopfbuchse sehen, können wir über eine andere Arbeit sprechen, die wesentlich spektakulärer erscheint: Das Einschleifen des Dampfdomdeckels. Kann man erahnen, welcher Aufwand hier getrieben werden muß? Man könnte ja den Deckel selbst nehmen, um ihn auf seinem Sitz einzuschleifen. Hallo, was wiegt so ein Deckel? Grob geschätzt 200 kg. Den hebt man nicht mal gerade an.  Also muß es anders geschehen. Ein passend bearbeiteter Ring aus Gusseisen ist die Lösung, damit können vier Mann sowohl Deckel als auch Sitzfläche am Dom einschleifen. Allerdings braucht man noch einen Kranführer, der den Ring ab und zu hochhebt, weil neues Schleifmittel auf die zu bearbeitenden Flächen gebracht werden muß. Der Ring wiegt immerhin noch etwa 50 kg.  

Wenn wir schon grad mal bei schweren Teilen sind, bleiben wir auch gleich dabei. Da wäre das Bremsgestänge. Da gab es auch einiges an Arbeit.  Mit Erstellen von neuen Buchsen für die Bolzen war es nicht getan. Da war sehr viel Kleinarbeit und Gehirnschmalz erforderlich, um alle Dinge so zugestalten, bis die Bremsanlage wieder zeichnungsgerecht eingebaut werden konnte. Da gehört den vielen Mitarbeitern, die sich hier die Muckibude gespart haben, noch mal ein persönliches Dankeschön gesagt!  

Aber die schwersten Teile habe ich in der Aufzählung bislang, nicht ohne Grund, ausgespart.  Es sind die Kolben. Die wurden ja ebenfalls ausgebaut und sollten jetzt mit neuen Kolbenringen versehen wieder eingebaut werden.  Nur so, wie die Lok sich auf Stand1 im Lokschuppen präsentiert (siehe Bild 1), eignet sich das Umfeld nicht für den Einbau.  Die Arbeitsflächen sind für unseren kleinen Kran zu eng und über den mit Kopfsteinpflaster besetzten Boden müssten die Kolbenstange in Richtung Tor bewegt werden. Das ist alles in allem zu mühsam. Einfacher ist es die Lok auf einen anderen Stand zu stellen, der viel dichter neben den Kolben liegt.  Solche Ereignisse ermöglichen es der Lok mal wieder frische Luft im Museumsgelände zu schnuppern und zu schauen, ob noch alles am Platze ist.

Bild 3


Wie man sieht, ist die Lok bis auf die Kolben und das Triebwerk nahezu fertig. Schnell noch die Kolben rein und dann ist die Sache ausgestanden. Von wegen. Ausgebaut hatten drei Mann die Kolben an einem Vormittag und somit waren wir guter Dinge, dass auch der Einbau schnell vorüber ist. Dem war aber nicht so. Erst einmal wollten die Kolben nicht problemlos in die Führung des Zylinders gleiten. Die neuen Kolbenringe entsprachen exakt den geforderten Durchmessern. Folglich mussten sie doch in die Führung rutschen. Wollten sie aber nicht! Sie hatten eine solche Spannung, dass eigentlich vier Mann mit einer kleinen Brechstange oder ähnlichem Werkzeug die Ringe zusammendrücken müssen, um sie in die Führung zu bekommen. Aber es können nur zwei Mann aus Platzgründen vor dem Zylinder stehen. So ging es also nicht. Der nächste Gedanke war es,  eine Manschette über die Ringe zu spannen und sie langsam beim Einfahren des Kolbens zurück zu ziehen. Dieser gute Gedanke funktionierte in der Praxis leider nicht, da der Spanngurt nicht durch die im Weg stehenden Deckelschrauben entspannt oder gegebenenfalls auch wieder angezogen werden konnte. Guter Rat war teuer,  aber wir wären nicht wir, wenn uns da nicht doch noch eine Lösung eingefallen wäre. Der Kolben wurde exakt zur Zylinderachse ausgerichtet und mittels Kettenzug von der Kreuzkopfseite an den Zylinder gezogen. Dadurch kam der erste Kolbenring gegen den planen Deckelsitz und wurde geklemmt. Jetzt konnte ein Mann den Ring zusammendrücken, da die Klemmkraft größer war als die Innenspannung  des Ringes. Er konnte sich nicht mehr nach außen weiten. So gelang es uns, Ring um Ring den Kolben in den Zylinder zu schieben. Was bei dem ersten Kolben Stunden gedauert hatte, gelang bei dem zweiten in Minuten. Ja, wenn man den Dreh raus hat!  

Das dicke Ende kommt aber noch. Der Deckel muß auf den Zylinder gesetzt werden. Beim Ausbau ließ sich der Deckel problemlos durch die etwas schräggestellte Kolbenstange, die deshalb nicht in der Kreuzkopfführung sein darf, am Rad des Drehgestells vorbeiziehen. Nach dem Einbau ließ sich die Kolbenstange aber bei weitem nicht so schräg stellen. Was wir auch unternahmen, der Deckel ging nicht am Rad vorbei. Wir haben die Trickkiste ohne Erfolg voll ausgenutzt.  Hatten wir was übersehen? War etwas anders?  

Natürlich war etwas anders. Das kleinste Glied in der Kette wird ja gerne übersehen. Die neuen Kolbenringe waren es. Da sie zeichnungsgerecht waren, liegen sie auch viel tiefer auf dem Grund der Kolbenscheibe, als die alten abgenutzten Ringe. Deshalb ist die Bewegungsfreiheit des Kolbens wesentlich eingeschränkter. Die Kolbenscheibe mußte wieder aus dem Zylinder raus, zumindest so weit bis nur noch der Konus im hinteren Deckel trägt. Der vordere Deckel wird jetzt auf die schrägliegende Kolbenstange geschoben und dann passt er am Rad vorbei. Mit eng an die Scheibe gedrücktem Deckel folgt nun das bereits erprobte Spiel mit den Kolbenringen und die Sache ist ausgestanden. Fast müßig zu sagen, dass der Einbau der Kolben zwei Tage gedauert hat.


Wiederum sind einige Wochen ins Land gegangen und es ging Schlag auf Schlag. An allen Ecken und Kanten wurde gewerkelt, geschraubt und gestrichen. Wo gehobelt wird, da fallen nun mal Späne.Wenn's nur Späne wären, das ginge ja noch an. Aber Fensterscheiben sind nun mal aus Glas, die vertragen es  nicht immer, wenn man sie mal nicht wie ein rohes Ei behandelt. Aber Papier ist geduldig, deshalb belasse ich es bei dieser Anmerkung und der Glaser ist es auch, er hat den Verlust wieder wett gemacht.

Kommen wir zu wichtigeren Ereignissen. An den Museumstagen haben wir den Tender nach langer Trennung von der Lok wieder mir ihr gekuppelt. Sentimental wie wir nun mal sind, haben wir zur Feier des Tages "Love me tender, love me true..." gesungen. Wobei ich mir krampfhaft überlegt habe, was ist ein True an der Dampflok. Ich habe es nicht rausgefunden. Folglich muß es zu einer Diesellok gehören.

Kommen wir wieder zurück zu den Arbeiten und überlassen das Feld der Spekulation den anderen. Was hat sich sonst noch getan? Die Kolben sind ja bereits im Zylinder, aber sie sind noch nicht mit den Kreuzköpfen verbunden und die Treibstangen sind auch noch nicht angebaut. Nun das ganze ist eine Sache für zwei Mann. Wenn man die Stangen nicht transportieren muß.

Da trifft es sich gut, daß fast die gesamte Riege der Jungheizer anwesend war, als diese Arbeiten vorgenommen wurden. Die Jungs können Zupacken, das haben sie schon oft bewiesen. Dann wollen wir mal eine Lehrstunde aus der Aktion machen. Also lautet das Motto "Stangenanbau unter erschwerten Bedingungen".

Der Zapfen steht hoch, kein Kran und die Lok kann nicht bewegt werden. Das waren die Ausgangsbedingungen. Da brauchte man schon einige Männer die zupacken. Wie man sieht, hängt die Treibstange schon im Zapfen und ist nur mit einem Kettenzug gegen runterfallen gesichert.

Normalerweise hängt man die Treibstange nicht in der höchsten Kurbelstellung ein. Aber daß es trotzdem geht, wenn man ein paar Kniffe anwendet, das war das Ziel dieser Lehrstunde. Aber wie geht es weiter, denn noch ist die Treibstange nicht komplett angebaut.

Zuerst muß noch die Kolbenstange in den Konus des Kreuzkopfs geschoben und mit einem Keil gegen Rausfallen gesichert werden.

Nun wird solch ein Keil nicht mit dem Daumen reingeschoben, da muß schon Werkzeug benutzt werden. Aber der Uhrmacher hat in seinem unerschöpflichen Reservoir ganz bestimmt einen Zehnpfünder. Mit etlichen satten Schlägen treibt man dann den Keil durch die Führung, bis er am anderen Ende wieder herausschaut. Das ist nichts für Sensibelchen. "Haut den Lukas" auf Volksfesten trifft da den Kern schon eher. Ja und in das Loch, da muß die Treibstange, durch einem dicken Bolzen gesichert, eingehängt werden.

Als letztes wird noch der Bolzen mit einer Mutter gesichert. Auch hier muß der Uhrmacher mit seinem Werkzeug aushelfen ein Schlüssel mit der Weite 95 mm kommt zum Einsatz.  Jetzt könnte die Dampfmaschine wieder arbeiten, wenn, ja wenn der Schieber eingebaut wäre. Aber der wird erst nach dem Ausblasen des Schieberkastens mit eigenem Dampf eingebaut.

Nach der Lehrstunde über Arbeiten unter erschwerten Bedingungen haben wir auf der anderen Seite natürlich mit den besseren Bedingungen die gleiche Arbeit ausgeführt. Wesentlich schneller ging das aber auch nicht.